Montag, 30. Mai 2011

Unser heutiges Ziel ist die kleinste, kanadische Provinz und eine Insel, Prinz-Edward-Island, genannt PEI, gesprochen Pi-Ei. Es ist Vorsaison, so müssen wir an der Fähre 2 Stunden warten, kein Problem, wir haben Zeit. Ich fülle Öl nach und Irmi macht Mittagessen. Dann beschließt sie, zu waschen mit unserer Waschmaschine. Und das geht so: Die Wäsche wird samt Waschpulver und heißem Wasser in einen Kasten mit Deckel gepackt und in das Bad gestellt. Das maschinelle Waschen besorgt das Gerüttele und Geschüttele des fahrenden Autos auf den doch mehr als mäßigen Straßen Kanadas. Es war der erste Test und am Abend meinte Irmi, das Ergebnis sei deutlich besser als das der kanadischen Waschmaschinen.

Doch zurück zur Fähre, wir sitzen auf dem Oberdeck und genießen bei warmen, sonnigen Wetter (der Wind war warm wie auf dem Mittelmeer!) die Überfahrt.  Es tauchen dann plötzlich viele Menschen auf mit Namenschildern, es ist nicht alles zu erkennen, aber einmal steht der Name darauf und dann groß Jesus Christus. Die Männer sind in schwarzen Anzügen mit Krawatte und die Frauen und Mädchen in Kleidern! Die Ähnlichkeit (Gesicht und Figur) zwischen zahlreichen Mitgliedern der Gruppe ist verblüffend. Plötzlich lösen sich zwei Mädchen aus der Gruppe, setzen sich uns gegenüber auf die Bank und stellen sich vor als Sister Bradley und Sister Olson. Sie waren zwar schon über zwanzig, benommen haben sie sich aber wie Teenager und wir kamen uns vor wie in einem Hollywoodschinken aus den Fünfzigern. Das „oh, my god“, „oh, how exciting“ wollte gar nicht aufhören. Ich fand es amüsant, Irmi nervend.  Als geklärt war, dass man heute als Mormone nur eine Frau haben darf und ich ja verheiratet sei, habe ich erklärt, bei meinem Nichtglauben zu bleiben. Eine „Visitenkarte“ mit der Internetadresse der Mormonen musste ich jedoch dann doch mitnehmen.



Die Anlandung der Fähre beendete die Anekdote.
Wir sind dann an der Ostküste von Pi-Ei entlang gefahren, vorbei an einem Weingut (ohne Stopp!). Die Küste und Landschaft sind wunderschön, die Erde und die Felsen rot wie in der Pfalz. Rote Sandstrände, wo gibt es denn sonst so etwas. 

Nachdem wir das angestrebte Ziel, den „Pi-Ei National Park“ nur durch eine Gewalttour erreicht hätten, beschlossen wir, uns eine Stelle für die Nacht zu suchen. Zwei Campingplätze, an denen wir vorbei fuhren, hatten kein Internet. Also weiter, bis wir in der Nähe von Montague an einem Platz namens „Roma“ landeten und beschlossen, zu bleiben. Die  erste Nacht wirklich abseits von Camping, die Amis nennen das Boondocking.  Wir stellen den LKW ab und besichtigen den Platz, etwas abseits steht ein Auto. Irmi geht darauf zu und kommt zurück mit der Bemerkung „da liegt ein älterer Mann oben“. Nun, weder die noch wir haben uns stören lassen.
Eine nähere Besichtigung des Ortes (das Auto ist zwischenzeitlich verschwunden) ergab, dass bereits 1732 ein Herr namens  Jean Pierre Roma hier eine Werft aufgebaut hat mit zwei Docks, auf denen über dreißig Schiffe gebaut wurden, von denen fünf in den Archiven verzeichnet sind. Außerdem siedelte hier einer der berühmten MacDonalds (nein, nicht  McDonald, mit Hamburgern hat das nichts zu tun), einer der Mitbegründer der kanadischen Föderation, die ja auf Pi-Ei stattgefunden hat.
So, die Wäsche hängt zum Trocknen auf der Leine und der Riesling (Rauenthaler Wülfen 2009, Kabinett trocken) ist im Glas. Ein Grund mehr aufzuhören.
Nachsatz: Es ist Ortszeit 22:25 (03:25 in D) und es hat 21,3 Grad bei leichtem Wind und Bewölkung 50%.
Die Nacht hat es dann gegossen, Frühstück also im Auto. Im Laufe der Fahrt wurde es besser und dann gut. Wir haben eine Brennerei besichtigt und Pastis gekauft. Der Eigentümer ist ein englischer Arzt, der in Kanada hängen geblieben ist und seinen Arztberuf an den Nagel gehängt hat. Die Destillationseinrichtung stammt aus Göppingen. Ansonsten ein beschaulicher Tag mit sehr schöner Landschaft. Ein Hauch von Sylt kommt teilweise auf, wenn auch die Strände rot sind.
Leider sind die Campgrounds im Nationalpark noch geschlossen und so stehen wir auf einem kommerziellen Platz in Cavendish. Wenig romatisch, weg vom Meer, aber mit Internet.
Auf dem riesigen Platz stehen vielleicht 6 Camper, aber in der Rezeption wurde intensiv diskutiert, welchen Platz  man uns zuweisen soll.



Samstag, 28. Mai 2011

Wir sind zurück aus dem Kommunikationsnirwana

Was ist zwischenzeitlich passiert?

Zuerst haben wir haben Alexander Graham Bell unsere Referenz erwiesen indem wir das ihm gewidmete Museum in Baddeck besuchten.  Anekdote am Rande: Wir haben uns in diesem Museum die Jahreskarte für alle kanadischen Nationalparks und National Sites gekauft, die Dame an der Kasse war damit ein wenig überfordert und meinte „if you are on hurry, you are on the wrong place“. In Kanada ticken die Uhren offensichtlich anders.
Was wir nicht wussten, Bell hat sich intensiv mit der Schulung von Gehörlosen beschäftigt, hat Kite-Drachen und Flugzeuge entwickelt sowie ein Tragflügelboot, das über 10 Jahre den Geschwindigkeitsweltrekord für Boote mit über 108 km/h gehalten hat.
Dann sind wir auf den Cabot Trail „gegangen“
Im Cape Breton Highlands National Park sind wir zum „ Mary Ann Falls“ gefahren und haben tatsächlich den ersten Elch zu Gesicht bekommen.  In Meat Cove, der nördlichste  erreichbare Punkt von Cape Breton, haben wir dann einen super Platz hoch über dem Meer an der Steilküste gefunden. Der Weg dahin führt über eine steile, ausgesetzte und kurvenreiche Sandstraße, also genau das richtige für unser Auto!
Wir finden ein paar Stücke Holz und es gelingt mir, damit ein Feuer zu machen. Bei einem Glas Rotwein blicken wir auf die See, entdecken einen Wal und vermuten New Foundland am Horizont.


Am Rande und „off topic“: Was mir an und in Kanada auffällt:

Was man hier als Toilettenpapier bezeichnet, gilt bei uns maximal als Seidenpapier!

Je größer das Grundstück, desto mehr Schrott  steht darauf herum.
Wer etwas auf sich hält, mäht trotzdem den Rasen darum herum.

Am Wochenende mäht man Rasen oder man veranstaltet „Yard Sale“ bzw „ Garage Sale“, also privaten Flohmarkt vor der Türe bzw. in der Garage oder man besucht diese oder man spielt Golf.

Das Haus auf dem riesigen Grundstück darf nie größer sein als die Garage und der Trailer/Wohnmobil zusammen, die vor dem Haus parken.
Das Haus kann vergammelt sein, das Auto nie.
Truck und Quad müssen sein.

In der arbeitenden Bevölkerung sieht man Menschen meines Alters noch arbeiten, auch auf dem Bau! Und die sehen nicht unglücklich aus!

Der Straßenzustand erinnert mich teilweise an Rumänien vor der EG.

Alle Kabel sind überirdisch verlegt (Auch in den Städten, bis auf Halifax) und die meisten Masten sind aus Holz, auch die Mittelspannunsmasten.

Dialog auf einem Parkplatz:

Can: Where do you come from?
Ich: Germany
C: Oh, I’ve been their
I: Where?
C: Don’t know
I: Oh!
C: Alemania, is that the community in Germany where you come from? (Alemania steht über Germany auf den Seiten und dem Heck des Autos)
I: No, it says Germany on Spanish!
C: Oh, have a good trip!

Das Essen im Restaurant ist in etwa so teuer oder teurer als bei uns. Beim ersten Blick auf die Speisekarte fällt das gar nicht auf, ABER es kommen 15% Tax hinzu und mindesten 10% Tip. Bingo!


27.05.2011

Wir werden von den schweren Motoren der Lobsterfischerboote geweckt. Ein Traumtag, Sonne, Wärme und wir beschließen zu bleiben.


Es wird ein ereignisreicher Tag werden. Erst einmal geht das Fenster rechts vorne am Koffer kaputt, weil die Türe dagegen knallt. Ich kann es reparieren und hoffe, dass es bei Regen dicht ist.

Dann fischt eine Kolonie Tölpel direkt vor unseren Augen, beeindruckend, wie sich die Vögel aus großer Höhe (30 mtr und mehr) senkrecht ins Meer stürzen und dann für mehrere Sekunden unter Wasser sind. Nicht jede Jagd ist erfolgreich, denn oft steigen sie wieder auf, um gleich wieder in den Sturzflug überzugehen. Oder der Fisch war sehr klein.

Wir machen einen Spaziergang zum Strand, die Steilküste hinunter, waten durch einen noch recht kalten Fluss und testen mit den Füßen das Meerwasser. Wir sind uns einig, für eine ausgiebige Schwimmtour noch zu kalt (geschätzt ca. 10 Grad). Den Rückweg laufen wir den kleinen Fluss entlang, zwei junge Hunde begleiten uns. Bei denen muss Boardercollie eingemischt sein, ständig schauen sie sich um, ob wir ihnen folgen.

Zurück am Auto, Irmi liest auf der Liege und ich bin im Auto, als die beiden Hunde auftauchen. Einer rennt unter dem aufgestellten Wäscheständer durch und, eine Szene wie gestellt, hat mein Unterhemd um den Hals. Er lässt mich nicht an sich heran kommen und haut ab. Unterhemd ade.

Wir beschließen, einen Ausflug mit dem „Moped“ zu machen und ich fahre vorher alleine eine Runde durch Meat Cove und siehe da, die Beiden liegen in einem Garten und dort findet sich auch mein Unterhemd wieder, wenn auch nun endgültig reif für die Wäsche.
Der Ausflug nach Bay St. Lawrence ist hoppelig, die vielen Schlaglöcher auf der steilen Sandstraße sind mit dem Moped noch unangenehmer als mit dem LKW und viel später zu sehen! Wir sprechen mit den Fischern, die mit dem heutigen Fang unzufrieden sind und mit Lobsterfischern, die anscheinend sehr zufrieden sind. „Gas“ für das Moped bekommen wir geschenkt aus der großen Tankstelle für die Bootsmotoren, bei deren Verbrauch fallen die drei Liter unter Schwund. Wir reden über Deutschland, dass hier sehr hoch im Kurs zu stehen scheint.
Mit den besten Wünschen für unseren Trip versehen fahren wir zurück und direkt in den Nebel. Eine riesige Nebelwand zieht vom Meer herein und in kürzester Zeit ist es grau und kalt. Wir kommen uns vor wie im Film „Im Nebel des Grauens“ und ziehen uns in das warme Auto zurück. Nach zwei Stunden hat sich der Nebel ein wenig verzogen, aber die Temperatur ist von 24 auf 14 Grad gesunken.


Donnerstag, 26. Mai 2011

Auf dem Weg zum Cabot Trail

Unser Weg gestern führte uns nach Baddeck, von wo aus wir den Cabot Trail fahren werden, "counter clockwise". Am Feuer wurde gestern mit Amerikanern diskutiert, was die bessere Richtung sein, clockwise oder counterclockwise. Nette Leute, er sprach sogar (deutsche Mutter) akzeptabel Deutsch. Der Campinglatz wird von einer deutschen Familie betrieben.

Einige Impressionen von hier:



Jetzt werde ich noch Wasser nachfüllen und den Toilettentank entleeren und dann geht es los, weiter in Richtung Norden, Ziel Cape Breton Highlands National Park

Mittwoch, 25. Mai 2011

Wir holen das Auto ab.

Gestern war der große Tag, an dem wir endlich unser Auto holen können. Vom Hotel geht es zum Agenten, der uns die Frachtpapiere aushändigt, die wir für den Zoll benötigen. Von dort zum Zoll, wo uns eine junge Dame, sich der Würde und der Wichtigkeit ihres Amtes etliche Frage stellt, die wir alle zu ihrer Zufriedenheit beantworten konnten. Dann Stempel auf die Papiere und mit dem Taxi zum Hafen. Dort bekommen wir Sicherheitswesten verpasst, gehen zu einem Menschen, der sie Schlüssel verwaltet. Der schaut auf die Papiere und sagt okay, wir könnten losfahren. Das war es! Kein Zöllner, der noch einmal das Auto inspiziert hätte oder sonstige Prozeduren. Hätten wir das gewusst!





Dann Tanken (Unter 1€ der Liter) und ab in Richtung Norden, die Küste entlang bis zu Murphy Cove. Nach Ankunft beginnt es zu regnen und in der Nacht glaubte ich manchmal, es werden Wassereimer auf das Auto geschüttet. Jetzt ist es besser und wir brechen auf in Richtung Cape Breton Highlands National Park. Die Wetteraussichten sind akzeptabel.

Montag, 23. Mai 2011

Ausflug zu der großen Tide und in die "Toskana" von Nova Scotia

Heute haben vor diese Runde gedreht, da ist der Tidenhub mehrere Meter, bei Flut fließen die Flüsse bis weit in das Landesinnere rückwärts! Bei Ebbe sind die frei liegenden Uferböschungen riesig.



Im Grand Pre haben wir uns dann dem traurige Schicksal der Acadien, Arkadier zugewandt.

Dann haben wir uns dem Wein zugewandt, in Anbetracht der Regeln in Kanada aber mehr theoretisch. Aber was ja nicht war, kann ja noch werden. Hier und hier! Den Jürg Stutz haben wir bereits in Halifax kennen und schätzen gelernt!



So, und jetzt bereiten wir uns auf morgen vor und freuen uns auf unser Auto!!!

Sonntag, 22. Mai 2011

Unser Auto ist da!!!!

Wir sind heute zum Hertz in Downtown gelaufen und haben dort unser Mietauto geholt. Der erste Weg ging zum Hafen und Dank der gelben Farbe war schon vom Weiten zu sehen, unser Auto steht im Hafen. Es gelang mir sogar, den Sicherheitsmenschen zu überreden, uns an unser Auto zu fahren, aber leider waren alle Türen mit Zollsiegel verklebt, also sind wir wieder abgezogen. Wir sind dann die Küste entlang bis Lunenburg gefahren. Ein wirklich schönes Stückchen Erde, aber bei 9 Grad (gefühlt maximal 3 Grad) ein eingeschränktes Vergnügen. Zumindest der Leuchtturm in Peggys Cove war nebelfrei

Man kann den Leuchtturm in jedem Werbeprospekt von NS sehen, aber dort immer mit Sonne, wir zeigen die Alternative!!!



Und dann weiter nach Lunenburg, dem Zentrum der kanadischen Sauerkrautproduktion. Lunenburg, wo man wirklich "How goes it you" sagt, die Wurzeln sind halt deutsch..... Hat Heinrich Lübke hier sein Englisch gelernt?.





Dieses Ensemble steht auf der Liste der Weltkulturerbe.

Auf der Rückfahrt waren wir dann in Hubbards auf einem Lobster Supper, das von einem örtlichen Verein veranstaltet wurde. Salat und Muscheln und Nachtisch unlimited, Lobster nach Gewicht. Für knapp €70 incl. Wein aus NS wurden wir in dörflicher Gemeinschaft in das Lobster-Essen eingeführt. 
Beim Bloggen ist dann auch noch in der gesamten Gegend der Strom ausgefallen!

Samstag, 21. Mai 2011

Halifax Waterfront

Heute ist Laufen angesagt. Das Wetter bisher ist besser als vorhergesagt. Wir haben Downtown und insbesondere die Zitadelle und die Waterfront (Hafengebiet) uns regelrecht "erlaufen". Dann wurde das Wetter kühler und leichter Nieselregen kam auf. Die Kanadier scheinen ein anderes Kälteempfinden zu haben als wir, der Cop auf dem Motorrad hatte ein Halbarmhemd an, viele tragen bereits kurze Hosen und Strümpfe sind ab Mai anscheinend out. Selbst Kleinstkinder sind teilweise so leicht angezogen, dass wir das schon als Körperverletzung betrachten. Gut, einige der Kanadier sind aber auch von Hause aus sehr gut isoliert, sie erinnern mich teilweise an Wahlrösser



Im Halifax Seaport Market haben wir Wein aus Nova Scocia probiert, der von einem imigrierten Schweizer an- und ausgebaut wird. Der Weiße und der Rosè haben uns sehr geschmeckt und wir haben beschlossen, das wir das Weingut besuchen werden. Zur Zeit regnet es, deswegen sitzen wir im Hotel, Irmi liest HAZ (Netzausgabe) und ich blogge. Leider kommt der Livestream des Pokalendspieles nicht durch, wir werden das Ganze ergebnissorientiert betrachten. Zum Essen dann in das "Five Fisherman", guter Fisch, Wein aus NS. Auf dem Hin- und Rückweg leichter Nieselregen......




Freitag, 20. Mai 2011

In Halifax

Wir sind soeben, Ortszeit 20:00, deutsche Zeit 1:00 im Hotel in Halifax angekommen. Der Flug war ruhig. Es ist neblig bei ca. 16 Grad.  Die Einreise war problemlos, alle Menschen in Uniform sehr freundlich und nett. (Welch ein Unterschied zu "nebenan"). Wir werden noch ein Glas Rotwein (offiziell mitgebracht) trinken und dann schlafen, der Tag war lang.

Montag, 16. Mai 2011

Ein Schiff wird kommen....

Heute um 8:15 Ortszeit ist unser Schiff in Halifax angekommen. Ich gebe zu, ich bin ein wenig erleichtert!

Nachsehen kann man die Position auf http://www.marinetraffic.com und auf http://www.sailwx.info.

Freitag, 6. Mai 2011

Endlich!!!

Heute, mit einer Verspätung von fast einer Woche! hat das Schiff samt Auto den Hamburger Hafen verlassen.