Samstag, 28. Mai 2011

Wir sind zurück aus dem Kommunikationsnirwana

Was ist zwischenzeitlich passiert?

Zuerst haben wir haben Alexander Graham Bell unsere Referenz erwiesen indem wir das ihm gewidmete Museum in Baddeck besuchten.  Anekdote am Rande: Wir haben uns in diesem Museum die Jahreskarte für alle kanadischen Nationalparks und National Sites gekauft, die Dame an der Kasse war damit ein wenig überfordert und meinte „if you are on hurry, you are on the wrong place“. In Kanada ticken die Uhren offensichtlich anders.
Was wir nicht wussten, Bell hat sich intensiv mit der Schulung von Gehörlosen beschäftigt, hat Kite-Drachen und Flugzeuge entwickelt sowie ein Tragflügelboot, das über 10 Jahre den Geschwindigkeitsweltrekord für Boote mit über 108 km/h gehalten hat.
Dann sind wir auf den Cabot Trail „gegangen“
Im Cape Breton Highlands National Park sind wir zum „ Mary Ann Falls“ gefahren und haben tatsächlich den ersten Elch zu Gesicht bekommen.  In Meat Cove, der nördlichste  erreichbare Punkt von Cape Breton, haben wir dann einen super Platz hoch über dem Meer an der Steilküste gefunden. Der Weg dahin führt über eine steile, ausgesetzte und kurvenreiche Sandstraße, also genau das richtige für unser Auto!
Wir finden ein paar Stücke Holz und es gelingt mir, damit ein Feuer zu machen. Bei einem Glas Rotwein blicken wir auf die See, entdecken einen Wal und vermuten New Foundland am Horizont.


Am Rande und „off topic“: Was mir an und in Kanada auffällt:

Was man hier als Toilettenpapier bezeichnet, gilt bei uns maximal als Seidenpapier!

Je größer das Grundstück, desto mehr Schrott  steht darauf herum.
Wer etwas auf sich hält, mäht trotzdem den Rasen darum herum.

Am Wochenende mäht man Rasen oder man veranstaltet „Yard Sale“ bzw „ Garage Sale“, also privaten Flohmarkt vor der Türe bzw. in der Garage oder man besucht diese oder man spielt Golf.

Das Haus auf dem riesigen Grundstück darf nie größer sein als die Garage und der Trailer/Wohnmobil zusammen, die vor dem Haus parken.
Das Haus kann vergammelt sein, das Auto nie.
Truck und Quad müssen sein.

In der arbeitenden Bevölkerung sieht man Menschen meines Alters noch arbeiten, auch auf dem Bau! Und die sehen nicht unglücklich aus!

Der Straßenzustand erinnert mich teilweise an Rumänien vor der EG.

Alle Kabel sind überirdisch verlegt (Auch in den Städten, bis auf Halifax) und die meisten Masten sind aus Holz, auch die Mittelspannunsmasten.

Dialog auf einem Parkplatz:

Can: Where do you come from?
Ich: Germany
C: Oh, I’ve been their
I: Where?
C: Don’t know
I: Oh!
C: Alemania, is that the community in Germany where you come from? (Alemania steht über Germany auf den Seiten und dem Heck des Autos)
I: No, it says Germany on Spanish!
C: Oh, have a good trip!

Das Essen im Restaurant ist in etwa so teuer oder teurer als bei uns. Beim ersten Blick auf die Speisekarte fällt das gar nicht auf, ABER es kommen 15% Tax hinzu und mindesten 10% Tip. Bingo!


27.05.2011

Wir werden von den schweren Motoren der Lobsterfischerboote geweckt. Ein Traumtag, Sonne, Wärme und wir beschließen zu bleiben.


Es wird ein ereignisreicher Tag werden. Erst einmal geht das Fenster rechts vorne am Koffer kaputt, weil die Türe dagegen knallt. Ich kann es reparieren und hoffe, dass es bei Regen dicht ist.

Dann fischt eine Kolonie Tölpel direkt vor unseren Augen, beeindruckend, wie sich die Vögel aus großer Höhe (30 mtr und mehr) senkrecht ins Meer stürzen und dann für mehrere Sekunden unter Wasser sind. Nicht jede Jagd ist erfolgreich, denn oft steigen sie wieder auf, um gleich wieder in den Sturzflug überzugehen. Oder der Fisch war sehr klein.

Wir machen einen Spaziergang zum Strand, die Steilküste hinunter, waten durch einen noch recht kalten Fluss und testen mit den Füßen das Meerwasser. Wir sind uns einig, für eine ausgiebige Schwimmtour noch zu kalt (geschätzt ca. 10 Grad). Den Rückweg laufen wir den kleinen Fluss entlang, zwei junge Hunde begleiten uns. Bei denen muss Boardercollie eingemischt sein, ständig schauen sie sich um, ob wir ihnen folgen.

Zurück am Auto, Irmi liest auf der Liege und ich bin im Auto, als die beiden Hunde auftauchen. Einer rennt unter dem aufgestellten Wäscheständer durch und, eine Szene wie gestellt, hat mein Unterhemd um den Hals. Er lässt mich nicht an sich heran kommen und haut ab. Unterhemd ade.

Wir beschließen, einen Ausflug mit dem „Moped“ zu machen und ich fahre vorher alleine eine Runde durch Meat Cove und siehe da, die Beiden liegen in einem Garten und dort findet sich auch mein Unterhemd wieder, wenn auch nun endgültig reif für die Wäsche.
Der Ausflug nach Bay St. Lawrence ist hoppelig, die vielen Schlaglöcher auf der steilen Sandstraße sind mit dem Moped noch unangenehmer als mit dem LKW und viel später zu sehen! Wir sprechen mit den Fischern, die mit dem heutigen Fang unzufrieden sind und mit Lobsterfischern, die anscheinend sehr zufrieden sind. „Gas“ für das Moped bekommen wir geschenkt aus der großen Tankstelle für die Bootsmotoren, bei deren Verbrauch fallen die drei Liter unter Schwund. Wir reden über Deutschland, dass hier sehr hoch im Kurs zu stehen scheint.
Mit den besten Wünschen für unseren Trip versehen fahren wir zurück und direkt in den Nebel. Eine riesige Nebelwand zieht vom Meer herein und in kürzester Zeit ist es grau und kalt. Wir kommen uns vor wie im Film „Im Nebel des Grauens“ und ziehen uns in das warme Auto zurück. Nach zwei Stunden hat sich der Nebel ein wenig verzogen, aber die Temperatur ist von 24 auf 14 Grad gesunken.