Freitag, 1. Juni 2012

Weiter auf dem Vancouver Island


30.05.2012
Wir starten recht früh und  durchqueren die Insel. Vorbei am Lake Cowichan geht es nach Duncan. Auf der Karte ist zwar eine Sandstraße eingezeichnet, aber sie ist ausgebaut. Ich bin nicht böse, denn nasse Sandstraßen erzeugen ein verschlammtes Auto. Die Landschaft ist wunderschön, die Straße kurvenreich. Immer wieder fahren wir an Abholzgebieten vorbei, die riesige Wunden in das Bild gerissen haben. Wir verstehen ja, dass man den Wald nutzen möchte, aber warum so brutal? Die Attraktion von Duncan sind 78 Totempfähle, die meisten schauen wir uns an, gelbe „Footprints“ leiten uns. Dann weiter nach Chemainus, die Stadt der Wandbilder. Die meisten kommen uns vor wie die Ölschinken, die in den 50ern deutsche Wohn- und Schlafzimmer geschmückt haben oder wie DDR-Arbeiterkunst. Manche sind aber ganz treffend und zeigen, wie es an dieser Stelle einmal ausgeschaut haben könnte. Insgesamt ein hübscher, gepflegter Ort. Der Clou ist ein Friseursalon, der heiße Bäder für Männer anbietet, 10 Cent in frischem Wasser und für 5 Cent in einmal benütztem Wasser, wohl ein Relikt aus vergangenen Zeiten.  Warum hat man nicht das gebrauchte Wasser einer Dame zum Preis von 50 Cent angeboten? Ich habe immer zur falschen Zeit die besten Ideen. Zum Übernachten fahren wir in den Englishman-River Provincial Park und wandern, Nomen est Omen, durch den Regenwald bei Regen, bestaunen die mächtigen Wasserfälle und das üppige Grün.

31.05.2012
Wir durchqueren die Insel wieder in Richtung Pazifik mit dem Ziel Ucluelet bzw. Long Beach im Rim Pacific National Parc. Unterwegs besichtigen wir 800 Jahre alte Bäume, wirklich beeindruckend. Und so etwas holzt man einfach ab, dort, wo es keiner sieht. Und dann noch zur letzten, mit Dampf betriebene Sägemühle in Port Alberni.  Leider ist sie noch nicht in Betrieb, trotzdem sehenswert.  In Ucluelet stehen wir dann neben einem WoMo mit Bad Segeberger Nummernschild, die Leute selbst haben wir aber nicht getroffen.
Im Nationalpark gehen wir am breiten Strand spazieren im typischen Küstennebel, der uns umwabert und uns Wassertropfen auf die Brillengläser schickt. Gleichzeitig sehen wir die weiße Scheibe der Sonne über uns, ein surrealistisches Erlebnis. Unser Stellplatz (mit Meeresrauschen) ist geschützt, es ist relativ warm (ca. 16 Grad), also beschließen wir, die Steaks draußen zu grillen und uns dann an das Campfire zu setzen, das erste dieser Reise. Aus unerfindlichen Gründen brennt das Holz sehr schlecht (nass kann es nicht sein, es lag den ganzen Winter im Auto), wir beschließen, uns ins Auto zurück zu ziehen. Dann beginnt es zu regnen, wir sind halt im Regenwald!    


01.06.2012

Es hat die ganze Nacht geregnet wie aus Kübeln, cats and dogs sagen die Kanadier dazu.  Und auch beim Frühstück klatschen immer wieder schwere Schauer auf das Dach und an die Fenster. Bis zur Abfahrt, das heißt, Leiter einziehen und Unterlegkeile, mit denen das Auto waagerecht gestellt wird, wegpacken, wird es dann besser, ich bleibe also relativ trocken.

In Fort Alberni scheint dann die Sonne, bei 20 Grad ist es sehr schön. Vor Macdoof bleiben wir stehen und klinken uns in deren Internet ein, den Kaffee kochen wir selber, er ist einfach besser. Nach dem Einkaufen fahren wir dann weiter in Richtung Comox/Little River, von wo wir morgen auf das Festland übersetzen werden. Davor wollen wir aber auf den Mt. Washington, von dort soll man einen tollen Ausblick haben. Also wuchten wir unsere 10 Tonnen auf 1200 m (ab Meereshöhe) zu dem Skigebiet. Die Seilbahnen sind natürlich zu (der Winterbetrieb ist zu Ende und der Sommerbetrieb hat noch nicht angefangen) und zu Fuß geht nichts, es liegt noch viel zu viel Schnee. Ansonsten strahlt das Gebiet den Charme jedes Skigebietes ohne Schnee aus, Schnee ist für Skigebietes wie Schminke für Johannes Heesters. Technisch sind Sie den unsrigen Gebieten mindestens 20 Jahre hinterher (keine Polsterung der Sessel, keine Schutzhauben über den Sesseln,  Sitzheizung bei Liftsesseln ist sicher absolut unbekannt), bei den Preisen um Lichtjahre voraus, der Tagesschipass kostet $68. Und das für ein Gebiet, das deutlich kleiner ist als ein übliches Schigebiet in den deutschen oder österreichischen Alpen. Die längste Abfahrt hat 500 Höhenmeter. Nimmt man das als Maßstab, müssten wir in Kitzbühel €250 anstatt €42 für den Tagespass zahlen.
So stehen wir nun auf einem riesigen Parkplatz in 1100m Höhe, nachdem wir ein wenig spazieren waren, sinnieren darüber nach, welche Vegetations- und Klimazonen wir heute passiert haben, trinken Holsten Maibock und lassen uns es gut gehen.