Montag, 15. Oktober 2012

Von drei auf dreiunddreißig Grad in sechs Stunden



14.10.12

Es sind nur drei Grad draußen, aber die Sonne scheint. Wir starten in Richtung Küste und fahren über die Interstate 40, um dann in Seligman auf die alte Route 66 abzubiegen und dieser ca. 150km zu folgen. Aus dem Ipod hören wir alle möglichen Route 66-Versionen, der besungene Kick will sich bei uns nicht einstellen. In den Orten an der Route beschwört man den alten Mythos, indem man überall alte Auto herum stehen und die Bars im Stil der Fünfziger dekoriert hat, aber die Interstate hat diese Orte in den Tiefschlaf versetzt, aus dem sie auch die paar Enthusiasten, die weiterhin die 66 fahren, nicht mehr herausholen werden.

Sicher, die Wüstenlandschaft von Arizona hat seinen Reiz, aber die Zäune rechts und links entlang der 66 und die üblichen Schilder Keep Out und No Trespassing machen deutlich, du bist nicht alleine, auch, wenn Du seit geraumer Zeit keine Menschenseele mehr gesehen hast.

Wir machen Mittagspause neben der Straße, zwei Harleys donnern vorbei. Sie sind so laut, dass wir die Vibrationen im Fußboden unseres Autos spüren.

In Lake Havasu City, einem Stausee des Colorado bleiben wir in einem Statepark stehen,in der Zwischenzeit ist das Thermometer auf 33 Grad geklettert. Wir stellen das Auto ab und gehen erst einmal baden, das Wasser ist überraschend klar und  angenehm frisch.

Havasu  ist ein Retortenort, hauptsächlich bewohnt von Rentnern. Der See mag etwas größer sein als der Chiemsee, wenn aber alle Boote, die hier überall herumstehen zu Wasser und zu Lande gleichzeitig im Wasser wären, fahren wäre dann unmöglich.  

Einige Boote sind im Wasser und veranstalten einen Lärm, im Vergleich dazu ist der Flughafen Frankfurt eine Oase der Ruhe. Und ich übertreibe nicht. Es sind insbesondere zwei Rennboote, die völlig ohne Schalldämpfer und ohne Sinn den See hinauf und wieder hinunter rasen, bis es dunkel geworden ist, machen einen Lärm, da ist ein Passagierjet eine Flüstertüte dagegen  Die umliegenden Berge verstärken dann das Ganze. But, it’s a free counrty.  Meist geht aber diese sogenannte Freiheit des Einzelnen zu Lasten vieler.

Hier bekommt das Wort Altersruhesitz eine völlig neue Bedeutung.

Neben uns kommt ein Campervan an, die Fahrerin kommt zu uns ans Campfire. Jutta, Lehrerin im Sabbatjahr erzählt von ihrem über 320km langen Trail, den sie in 17 Tagen  gegangen ist, vom Mt. Whitney nach Yosemite Valley, allein! Wir haben Hochachtung dafür, aber auch ein wenig Unverständnis, sie ist ja doch ein großes Risiko eingegangen, eine kleine Verletzung kann auf so einem Trail schnell lebensbedrohlich werden. Wir diskutieren über die USA, die Unterschiede der Gesellschaften und Menschen in USA und Deutschland, über die Freiheit, die die Amerikaner immer so herausstellen, die es aber, da sind wir uns einig, hier nicht gibt. Und natürlich über Bildung. Ein sehr angenehmer Abend.