Sonntag, 23. März 2014

Die Heimreise



20.03.2014

Ich habe sehr schlecht geschlafen, weil mich Zahnschmerzen geplagt haben. Ein Taxi bringt uns in 40min zum Flughafen für 70 Soles, etwa €20. Unser Taxifahrer gehört nicht zu den Kamikazefahrern, was ihn aber nicht daran hindert, ununterbrochen das Telefon am Ohr zu haben auch dann, wenn er bis fast zur Berührung drängelt.

Der Flughafenparkplatz ist von einem Zaun umgeben, zweimal Kontrolle. Nächste Kontrolle am Eingang zum Abfluggebäude, Pass vorzeigen.  Dann wieder Pass vorzeigen, bevor man sich in die Warteschlage zum Check-In einreihen kann. Am Check-In natürlich Pass vorzeigen. Dann zur Abflugebene, wie sollte es anders sein, Pass vorzeigen. Am Security Check, wieder Pass vorzeigen. Dann zur Imigration, erst die Ausreisekarte ausfüllen, die Karte ist, wie üblich für unsere Augen auch mit Brille kaum lesbar. Eine junge Dame lässt nur die vor zum Wartebereich, die ein solches Ding ausgefüllt haben. Bei der Dame, die die Ausreise in den Pass stempelt, brauchen wir diese Karte dann aber nicht, sie wandert in den Papierkorb. Es lebe die Bürokratie!

Internet im Flughafen? Nur für $28 pro Tag, einfach realitätsfern, wer braucht schon 24 Stunden Internet am Flughafen und dann zu dem wahnsinnigen Preis.

Ich erinnere mich an Skype WiFi, es funktioniert hier tatsächlich, für 7 Eurocent pro Minute nicht gerade billig, aber schnell die Mails abrufen und senden sowie die Schlagzielen lesen ist es okay.

Nach zehn langen Stunden in einem unterkühltem Flieger, selbst die Flugbegleiter tragen Strickjacken sind wir 35min vor der geplanten Ankunftszeit um 4:25 in Madrid. Die meisten Passagiere klatschen nach der Landung, was wir nicht verstehen können. Hat man schon einmal gehört, dass die Passiagiere eines ICE nach erfolgreicher Einfashrt in den Bahnhof geklatscht hätten?
Auch hier in Madrid ist wie im EDV-Mittelalter Wifi nur gegen Bezahlung zu haben und die meisten Steckdosen haben keinen Strom. Absicht oder Schlamperei oder beides, wer weiß das schon. Auf jeden Fall kein Ruhmesblatt für so einen großen Flugplatz.

Drei Stunden später starten wir nach Amsterdam, in dieser Maschine gibt es nichts, aber auch gar nichts kostenlos. Selbst für Wasser ist €2 für eine Dose mit 0,33ltr zu löhnen, unverschämt. Nach der Landung klatscht niemand, nur Irmis Nachbarin, eine kreolisch aussehende, noch recht junge Frau bekreuzigt sich erleichtert.

Amsterdam empfängt uns mit Regen bei 11 Grad, damit wir uns schnell wieder an unser Wetter gewöhnen. Irmi kauft Tickets der ersten Klasse, damit können wir die Wartezeit auf den Zug nach Hannover in der Highspeed Launch der holländischen Bahn verbringen, Internet und Getränke kostenlos bei angenehmster Atmosphäre.

Der IC nach Hannover hat einen Speisewagen, wir können dem Linseneintopf nicht wiederstehen, zusammen mit einem Bitburger und dunklem, festen Brot ein Hochgenuss.   

In Bad Bentheim hat der Zug 10min Aufenthalt, die holländische Lok wird gegen eine deutsche ausgewechselt. Zeit genug für mich, Mitarbeiterfahrkarten aus dem Automaten zu ziehen. Es ist saukalt, man sieht den Atem und die Menschen tragen Handschuhe.

Pünktlich kommen wir in Hannover an, schön wieder zu Hause zu sein.

Mittwoch, 19. März 2014

Vorbereitung der Abreise



19.03.2014

Der gestrige Tag war ausgefüllt mit den Vorbereitungen, das Auto für ein paar Monate abzustellen. Ich lasse den Motor um Stand laufen, um mehr Luft auf die Reifen zu pumpen, er geht mal wieder aus! Um 17:00 treffen wir uns bei Kühne+Nagel mit Jorn Baetke und bedanken uns für die Unterstützung.  Jorge Roman begrüßt uns und macht Kopien der Carnets, will beim Zoll noch einmal sicher stellen, dass alles in Ordnung ist.

Heute Morgen starten wir in Richtung Storage durch den dichten Verkehr, der rund um den Flughafen noch dichter wird. Zweimal hatte ich den Eindruck, dass der Motor stottert, konnte ihn aber durch längeres Vollgas geben, vor dem Ausgehen bewahren, was für ein Glück.  Ein Albtraum, mitten im Verkehr stehen zu bleiben.

Im Storage, einem Containerlager, empfängt uns Alberto, wir bekommen einen Platz am Zaun zugewiesen, wo auch andere Fahrzeuge stehen und das war es. Ein Taxi, das uns Alberto organisiert, bringt uns zum Hotel, die Assistentin von Jorn Baetke hat es für uns reserviert.

Zu Fuß erkunden wir Miraflores, so heißt dieser Stadtteil von Lima, und erleben den Verkehr als Fußgänger, da ist es noch lauter. Peruanische Autofahrer scheinen zu glauben, wenn man nur lange genug hupt, löst sich der Vordermann oder der ganze Stau in Luft auf. Und peruanische Polizisten scheinen zu glauben, wenn man nur lange genug auf der Trillerpfeife trillert und dabei wild mit den Armen fuchtelt, geschieht das gleiche. Es ist ein Irrglaube, dem man da nachhängt, der viel überflüssigen Lärm verursacht.

Miraflores hat noch einige wunderschöne, alte Häuser, die vom Erdbeben 1940 stehen geblieben sind, darum herum sind Hochhäuser, wie man sie aus jeder Großstadt der Welt kennt. So erinnert uns Miraflores ein wenig an das Westend in Frankfurt, dort hat allerdings die Finanzwelt und nicht ein Erdbeben die schönen, alten Häuser platt gemacht.

Miraflores ist unglaublich sauber, überall sind Straßenfeger im Einsatz, die aber meist nur Blätter auffegen, die Leute hier werfen keinen Müll auf die Straße. Sogar Radwege mit eigenen Ampeln durchziehen das Viertel, mit massiven Begrenzungen von den begehrlichen Autofahrern geschützt. Uns gefällt es sehr gut hier. Wir setzen uns in ein Straßenkaffee, bestellen eine halbe Flasche Weißwein und genießen. Die Schuhe lasse ich mir auch noch putzen, für 2 Soles (50 Cent) werden sie gewienert, so geglänzt haben sie neu nicht!

Um 20:00 Uhr finden wir uns im La Gloria, Calle Atahualpa 201, Miraflores +51 1 4455705 ein, ein Tipp von Jorn Baetke und seiner Assistentin. Laut Jorn ist Lima derzeit die Gourmethochburg von ganz Südamerika. Das Essen ist ausgezeichnet, Präsentation und Service ebenso. Nur, wir hatten keine Reservierung und kamen nur im Bistro unter, dort war es zu laut und zu kalt, was aber dem Genuss keinen Abbruch getan hat.

Dienstag, 18. März 2014

Lima



17.03.2014

Wir begeben uns auf die letzte Etappe dieses Reiseabschnittes, Ziel ist der Club Germania in Lima, es sind knapp 200km. Kurz vor Lima an einer Peaje werden wir kontrolliert, zwei Polizisten sehen so aus, als wären sie auf Krawall gebürstet. Permiso, werde ich gefragt. Ích gebe ihm eine meiner Führerscheinkopien, täuschend echt, und erkläre „Yo no hablo español”, ich spreche kein Spanisch. Er dreht den Führerschein hilflos hin und her, gibt ihm seinen Kollegen und fragt wieder “permiso?” Ganz klar, sie wollen die Zollpapiere sehen, was für ein Quatsch, wie sollen wir denn in das Land gekommen sein, am Heißluftballon? Das Carnet möchte ich ihm nicht zeigen, das hat er wahrscheinlich noch nie gesehen und dann stehen wir hier stundenlang herum und diskutieren, also weiter dumm stellen. Es hilft, nach einigen weiteren “permiso?” und meiner Gegenfrage “which permiso”, “welches permiso”, winken sie uns weiter.

Der Verkehr in Lima ist mörderisch im wahrsten Sinne des Wortes, nach einem langem Stau passieren wir einen auf der Fahrbahn liegenden Toten, der notdürftig mit Pappe abgedeckt wurde, kein schöner Anblick. Neben ihm liegt ein Motorrad, ein Helm ist nicht zu erkennen.

Am Deutschen Club angekommen, fragt uns eine sehr junge Dame nach unserem Begehr. Sie stellt sich als die Tochter der Clubmanagerin vor und erscheint wenige Minuten später mit der guten Nachricht, ja, wir können bleiben. Der Club ist von hohen Mauern samt  Elektrozaun umgeben, durch einen Nebeneingang kommen wir hinein. Ebener Stellplatz, Strom, Internet, alles da. Dann noch Pool, Fußballplatz, mehrere Tennisplätze, eine umfangreiche Kletterwand, ein Restaurant usw. Man ist gut ausgestattet. Wir jedoch haben Arbeit, das Auto muss auf die Standzeit vorbereitet werden. Irmi beginnt mit Wäschewaschen, wir sind in einem der besseren Viertel von Lima, da gibt es weit und breit keine „Lavanderia“, man hat wahrscheinlich eine eigene Waschmaschine und Personal, das diese bedient.

Am Abend schauen wir einem Trainingsspiel (unter Flutlicht) der Clubmannschaft zu, die Gastmannschaft gewinnt 3:4. Einer der Spieler des Clubs, er hat Betriebswirtschaft u.a. in Frankfurt studiert, erzählt uns, insbesondere die Botschaften tragen hier häufig Turniere aus. Das erklärt die vielen Länderflaggen an den Fangzäunen.

Unsere Position -12.128988, -76.999710 wenige Meter über dem Meer. Dort ist auch das Tor für große Fahrzeuge. Der Eingang, an dem man sich melden muss, ist -12.13000, - 76.99912.

Montag, 17. März 2014

In Caleta Vidal am Pazifik, 200km vor Lima



16.03.2014

Die nächste Sehenswürdigkeit aus der Vorinkazeit finden wir, weil wir vorher im Internet die GPS-Position herausgesucht haben, sonst wären wir mangels ordentlicher Beschilderung wieder daran voreigefahren.   Die Anlage heißt Sechin und  wird der Chavín-Kultur zugeordnet, 1800-1300 vor Christi. Sie ist aus ungebrannten Lehmziegeln gebaut und mit steinernen Reliefplatten verkleidet, die zum Teil grausame Szenen zeigen sollen, ich habe das nicht so gesehen. Es wird z. B. ein Kopf dargestellt, ob der nun abgeschlagen wurde oder nicht, wer weiß das?

Interessanter ist, dass die Anlage immer noch existiert, d.h. ja, dass es in den vielen tausend Jahren hier kaum geregnet hat, denn ungebrannte Lehmziegel halten dem Regen nicht lange stand.

50km weiter steht eine 35m hohe Lehmpyramide direkt an der Straße in Paramonga und ist somit nicht zu verfehlen. Hier haben die Inkas den letzten Herrscher der Chimú Ende des 15. Jahrhundert ermordet und die Gebäude weiter aufgemauert und genutzt.

In Caleta Vidal, einem kleinen, sauberen Dorf am Pazifik südlich von Supe, bleiben wir stehen und genießen den Tag, gehen sogar kurz in den nun doch schon kalten Pazifik.

Unsere Position -10.86165, -77.70371, auf Meereshöhe

Sonntag, 16. März 2014

In Tortugas



15.03.2014

Auch Pacasmoya erwacht früh und mit ihm wir. Das Internetcafé hat noch geschlossen, wir probieren im Hotel unser Glück, trinken Kaffee und bekommen auch den Schlüssel für das Netz. Hier lernen wir eine neue Art kennen, Kaffee zu servieren. In einer Thermoskanne ist heißes Wasser, Irmi schüttet es in ihre Tasse und sagt erstaunt „was soll ich denn damit?“ In einer Art Sauciere steht eine schwarze Brühe, es ist superstarker Kaffee, sozusagen Quattroespresso, der mit dem besagten heißen Wasser dann verdünnt wird. Na ja, ein richtiger Kaffee ist uns lieber, aber immerhin kann hier jeder nach seinem Gusto verdünnen.
Das Internet ist von miserabler Qualität, an ein Hochladen von Bildern ist nicht zu denken.

Wir fahren weiter durch die Wüste bzw. durch bewässerte Gebiete, in denen Landwirtschaft betrieben wird. Auf riesigen Feldern ziehen riesige Maschinen gewaltige Staubwolken hinter sich her.

Kurz vor Trujillo soll es eine Pyramide geben aus der Vorinkazeit, wir finden sie nicht; Hinweisschilder gibt es auch nicht. Ein paar Kilometer weiter suchen wir Chan Chan, eine riesige Stadtanlage auch aus der Vorinkazeit. Es soll dmalas die wahrscheinlich größte Stadt der Welt gewesen sein. Wir sehen zwar Hinweisschilder, aber keine Wegweiser. Die im Reiseführer beschrieben Anlagen samt Museen sind nirgend zu sehen. Außerdem ist die Gegend total vermüllt, viele Müllhaufen brennen und es stinkt nach brennenden Müll, brennendem Plastik, brennenden Autoreifen,  verfaulenden Müll und Fisch, also nichts wie weiter, heraus aus diesem Albtraum. Auch die nächste Pyramide wird zwar angekündigt, ist dann aber nicht zu finden, nur Baustellen sind zu sehen. Hat man sie aus Versehen abgerissen? Wer seine Kulturstätten so zumüllt, dem trauen wir in der Zwischenzeit alles zu.

Wir hatten ja schon von anderen Reisenden, die uns aus dem Süden kommend begegnet sind, dass Peru ein Müllproblem hat, aber dass es so schlimm ist, war für uns nicht vorstellbar.

In Tortugas (Schildkröten), einem kleinen Fischerdorf zwei Kilometer abseits der Panamericana, finden wir einen Stellplatz direkt an der Steilküste mit einem herrlichen Blick über die Bucht und, man glaubt es kaum, das Dorf ist frei von Müll! Welche Wohltat für unsere Augen. Wir packen Tisch und Stühle aus und genießen peruanischen Chardonnay, sehr gut, mit Brot und Käse. Als Nachtisch gibt es eine einheimische Spezialität, eine Art Bienenstich, aber die Füllung ist braun und fester und so etwas von süß, dass uns die Zähne schmerzen. Liebhaber süßer Spezialitäten und der daraus resultierenden, weiblichen Figuren, auf nach Südamerika! Die Damen zeigen noch dazu sehr freizügig, was sie haben. Ich denke dabei an einen lieben Freund, dessen runden Geburtstag wir demnächst feiern un der sich freimütig zu diesen Liebhabereien bekennt.

Ein Einheimischer spricht uns an und fragt nach unserem Woher und Wohin, macht ein paar Fotos und bekommt von uns die Erlaubnis, diese in der Fremdenverkehrswerdung, die er für die Gegend macht zu verwenden. Auch über das Müllproblem reden wir, er ist sehr unglücklich darüber und hofft, dass sich allmählich etwas ändert.

Bis in die Dunkelheit sitzen wir vor dem Auto, sehen den Fischern und den Pelikanen beim Fischen zu. Junge Peruaner sprechen uns an und machen Fotos von uns, vom Auto, sie selber mit uns usw. Gegen 21:00 wird es uns zu kühl, wir ziehen uns in das Auto zurück.

Unser Position -9.36167, -78.40955, 15m über dem Pazifik