Samstag, 1. Februar 2014

Der zweite Tag, Abgabe des Autos in Colón



31.01.2014

Amy kommt eine halbe Stunde später, sie ist im Verkehr stecken geblieben, es sei Payday sagt sie, da seien immer noch mehr Leute unterwegs und das habe sie vergessen.

Wir quälen uns durch den extrem dichten Verkehr in Richtung Colón, als Kolonne ist das besonders schwierig. Auf der Autobahn stoppt dann die ganze Kolonne, Olivia, die süße Tochter der Brasilianer, muss Pipi.

In Colón im Hafen Manzanillo geht es erst einmal zum Zoll, dort werden die Fahrzeuge aus dem Pass ausgetragen. Wir kommen dort kurz vor der Frühstückspause an, was bedeutet, dass die Dame knallhart die Arbeit unterbricht, sie will ja mit den Kollegen Pause machen, also eine halbe Stunde warten. Dank Amy geht es dann sehr zügig.

Nach einigen weiteren Stationen endlich hält die Kolonne vor dem Tor, hinter dem die Fahrzeuge dann abgeben werden. Alle außer dem Fahrer müssen aussteigen. Ich muss drehen und dazu fahre ich zur Baustelleneinfahrt, wo ausreichend Platz ist. Vorwärts bis zum offenen Tor, rückwärts heraus. Ein  Kerl steht plötzlich neben dem Auto, als ich losfahren will und stellt sich vor als „Superintendent blabla von der Sicherheitsfirma bla bla bla vor, die Namen habe ich nicht verstanden, und bläst sich auf. Ich sage „nice to meet you“ und denke, na ja, das lasse ich besser weg und lasse ihn stehen.  Ich fahre als zweiter in das Gelände ein hinter Francoise, unserer französischen Freundin, da steht der aufgeblasene Kerl schon wieder da und zwingt mich zum Halten im Stil amerikanischer Polizisten, das hat er wohl im Film gesehen. Aussteigen, befiehlt er im barschen Ton, ich fauche zurück warum? No! Was ich gemacht hätte, sei verboten! Okay, I’m sorry. Sein Englisch ist zu Ende, als ich ihn dann frage, wo das alles steht, posted versteht er nicht. Amy taucht auf, ich erkläre ihr in schnellem Englisch die Situation, sie erklärt ihm seine Situation und er zieht ab.

Die Autos werden inspiziert, erst durch oberflächliches Durchgehen, hier mal hineinschauen, da mal klopfen, was soll das? Reine Schau. Auch der Kerl meint, er müsse seine Wichtigkeit durch barsches Auftreten dokumentieren. Ich belle zurück „more respect, please, and call me Sir, I call you Sir, too.” Das klärt die Situation, als er kurz unterbrechen muss, entschuldigt er sich dafür.   Dann kommt ein Drogenhund und schnüffelt widerwillig die Autos ab, er ist wohl schon müde. Dann müssen wir das Geländer verlassen.

Wieder warten, diesmal auf die Bestätigung, dass das Auto abgegeben ist. Ich werde gerufen, man kann das Auto nicht anlassen. Wozu habe ich eigentlich eine ausführliche Dokumentation mit detaillierten Bildern in Spanisch  im Auto auf den Fahrersitz gelegt?

Der Fahrer sitzt im Auto, seine Kollegen schauen zu, was passiert. Ich zeige ihm die Stelle, er handelt danach, das Auto läuft. Wie geht er wieder aus? Wieder zeige ich ihm die Stelle, seine Kollegen johlen, er ist ein wenig blamiert, lacht aber doch mit.

Na hoffentlich passiert das nicht, wenn das Auto auf das Schiff gefahren wird. Amy erzählt, das hätten sie schon gehabt, dass jemand von Cartagena zurück fliegen musste, weil man das Auto trotz Dokumentation nicht starten konnte.  Das beruhigt mich ungemein!

Amy organsiert uns einen Bus der uns für $70 bis in das Hotel am Airport fährt, der Fahrer fährt sonst die Fahrer, die importierte Neuwagen von Colón nach Panama fahren. Und das sind Unmengen, die im Hafen stehen, viele VW Tiguan, aber auch Porsche Cayenne sind dabei. Es sind viele, reiche Kolumbianer und Venezolaner nach Panama gezogen und mit ihnen viel Geld, erzählt Amy. Auch Ferraris und Bentleys seien auf den Straßen Panamas zu sehen.

Mit uns im Bus sind Francoise und Gérard, ihr Lebenspartner. Und bis Nuevo Colón ist auch noch das französische Paar (Claude und Stéphanie, Louisa und Joseph) mit den zwei kleinen Kindern dabei. Sie nehmen ab Nuevo Colón den Bus nach Portobelo, von wo aus sie mit dem Schiff nach Cartagena fahren. Um die Kinder zu beschäftigen, erzählt Francoise Märchen, in einem kommt auch Frieder (französisch Friedääär) vor und wir singen Frère Jaques auf Französisch und deutsch, Gérard übernimmt beim Ding Dong die große Glocke. So lustige Europäer hat der Fahrer sicher noch nie erlebt.

Am Hotel trennen sich unsere Wege, aber vielleicht sehen wir uns ja in Cartagena am Hafen wieder. Die Beiden bleiben ein paar Tage auf den San Blas Inseln.

Wir sind begeistert vom Hotel, dem Riande Aeropuerto Hotel, genießen den Komfort, den Pool und haben ein Zimmer mit zwei großen Betten. Das Essen ist recht gut und für Hotelverhältnisse preiswert, ein Glas guter Weißwein kostet $4, eines bekommen wir als Willkommensdrink. Unseren mitgebrachten Rotwein trinken wir auf unserer Terrasse, dann geht es ins Bett, der Tag war lang und anstrengend.

Unsere Route die letzten Wochen 

Der erste Tag der Ausreiseprozedur aus Panama



30.01.2014

Um 8:30 (und ein wenig Verspätung) holt uns Amy ab und die kleine Kolonne rollt in Richtung Polizei. Alle Männer haben die vorschriftsmäßig langen Hosen an und geschlossenen Schuhe! Wir haben gerade noch Platz auf dem Parkplatz am Rande des Problemstadtteils Currundu. Hinter dem Zaun grölen die, die schon ihren Alkoholpegel nach oben gebracht haben. Alle müssen die Motorhauben öffnen, ich natürlich das Führerhaus kippen, damit die Fahrgestellnummer abgelesen werden kann. Ich stelle zusätzlich die Leiter bereit, damit der Mensch leicht an Moped kommt. Nach einer angemessenen Wartezeit von einer halben Stunde kommt jemand und vergleicht die Fahrgestellnummer mit den Dokumenten, die bei der Einreise ausgestellt wurden. Natürlich klettert er bei mir nicht zwischen Rad und Chassis hinein, um die wahre Fahrgestellnummer, die im Rahmen eingeschlagen ist, abzulesen, er begnügt sich mit dem Typenschild. Da hätte ich mir das Kippen in der Hitze sparen können. Dann halte ich ihm die Leiter fest, damit er sicher zum Moped hochklettern kann, er empfindet das als eine sehr freundliche Geste und bedankt sich mit seinen paar Brocken Englisch, die er kann. Wir können wieder fahren, am Nachmittag ab 14:00 bekommen wir dann die entsprechenden Dokumente ausgehändigt in einem Büro schräg gegenüber.

Da wir am Nachmittag dorthin mit dem Taxi fahren, fange ich an, im Auto umzupacken. Alles Wertvolle kommt aus den Staukästen in den viel sichereren Kofferraum und das Faltboot in den Wohnraum, alles ein wenig eng, aber es beruhigt. Und anstrengend in der Hitze. Auch die Dachbleche werden flach gelegt, damit die angegebene Höhe passt.

Pünktlich um 14:00 sind alle Fahrzeughalter dann in dem Büro, wo es die Papiere geben soll. Sie sind natürlich nicht fertig, also warten. Es nervt gewaltig, wenn man sieht, dass eine Menge Leute hier buchstäblich nichts tun, aber die wenige Arbeit nicht gemacht ist. Insbesondere eine ca. vierzigjährige, stark Geschminkte nervt, die nur herum stöckelt, Small Talk macht, sonst nichts. Irmi meint, sie ist einfach nur da, sonst nichts. Nach einer Stunde endlich sind die Dokumente da, meines und andere auch enthalten natürlich Schreibfehler, also neu ausstellen und wieder warten.   

Um 19:00 haben wir uns mit den Brasilianern zum Essen im Hotel verabredet und verbringen einen angenehmen Abend mit ihnen, wir reden über deren Motivation, nach Kanada auszuwandern und wie es ist als Einwanderer in Kanada. Sie klagen ein wenig darüber, dass sie vom Staat mit offenen Armen empfangen wurden, die Industrie jedoch skeptisch sei, weil man doch keine Kanadaerfahrung hat. Es ist wie bei uns, man sucht Leute mit Erfahrung, ist aber nicht bereit, sie diese Erfahrung machen zu lassen. Es geht früh ins Bett, um fünf morgen klingelt der Wecker, um sieben will Amy da sein, um mit uns nach Colón zu fahren.